Es hat viele Sitzungen gedauert und nach enormen Anstrengungen und viel Ausdauer verlangt. Aber jetzt scheint der Durchbruch gelungen. Nach immer mehr Einschränkungen und Drangsalierungen sollen die Oldtimerfahrer nun für ihren Einsatz für das mobile Kulturgut belohnt, respektive entlastet werden.
Bekanntlich leiden viele Fahrer alter Automobile unter den stetig zunehmenden Staus und immer mehr Stop-and-Go im Stadtverkehr. Da die Technik der Klassiker oftmals nicht darauf ausgelegt ist, ständig zu bremsen und neu anzufahren, haben sich die europäischen Länder zusammengerauft, um den Oldtimerfahrern die Busspuren zu öffnen. Da die einzelnen Länder für die Stassenverkehrsverordnunungen zuständig sind, wird es bis zur Einführung der neuen Regelung wohl noch etwas dauern. Aber bereits haben einige Länder, darunter auch die Schweiz, Pilotprojekten zugestimmt, die alsbald starten sollen. Welche Länder und Städte bei den Pilotprojekten und später auch bei der endgültigen Einführung mitmachen werden, kann auf einer dafür eigens eingerichteten Website "Fast Lane for Classic Cars" nachgelesen werden.
In den Pilotversuchen soll nun verifiziert werden, ob die Beimischung der Oldtimer auf den Busspuren keine negative Auswirkungen auf den öffentlichen Verkehr haben werden und wie sich die Massnahme generell auf den Verkehr auswirkt. Zudem soll überprüft werden, ob die Oldtimerfahrer mit den speziellen Ampelsystemen des öffentlichen Verkehrs zurechtkommen. Auch wird getestet, ob gegen Gebühr "Freischaltgeräte" für die Ampelsteuerung (wo vorhanden) an Oldtimerfahrer abgegeben werden können, ohne dass damit Missbrauch betrieben wird.
Heribert Volontiers von der FIVA ist überzeugt, dass die Pilotversuche beweisen werden, dass damit allen gedient ist. Er selber konnte mit seinem Vorkriegsklassiker bereits in Paris Versuchsfahrten durchführen: "Es ist erstaunlich, wieviel entspannter Oldtimerfahren in der Grossstadt mit dieser Regelung wird. Und ökologischer ist es auch noch, denn ich selber benötigte rund 15 % weniger Benzin als sonst. Dass auch noch die Wassertemperatur fünf Grad tiefer war im Durchschnitt ist ein weiterer Bonus. Die Kupplung dankt die freie Fahrt sowieso."
Bekanntlich ist der Anteil der Oldtimer (Autos über 30 Jahre alt) am Strassenverkehr gering; grosse Auswirkungen auf die Fahrzeiten anderer Verkehrsteilnehmer dürften sich also kaum ergeben.
"Wir hoffen, dass nun wieder mehr Oldtimerfahrer ihre alten Autos auch der Stadtbevölkerung zeigen, denn darum geht es doch beim mobilen Kulturgut", lässt sich ein ADAC-Vertreter vernehmen. Und aus der Schweiz ergänzt ein Vorstandsmitglied des SHVF: "Es ist schön, dass hier für einmal keine unterschiedlichen Meinungen zwischen der Schweiz und der EU bestehen; wir sind natürlich froh, macht die Schweiz sowohl bei den Pilotversuchen als auch bei der endgültigen Umsetzung mit."
Bereits aber warnen grün-gesinnte Politiker, dass die neue Regelung mehr Leute motivieren könnte, statt eines neuen und idealerweise elektrisch angetriebenen Wagens einen Oldtimer mit Busspur-Vorfahrtsrecht kaufen zu wollen: "Damit wäre natürlich ein Rückschritt beim Umweltschutz verbunden", meinte Carla Verde in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Man darf gespannt sein. An dieser Stelle möchten wir aber davor warnen, von der zukünftigen Regelung schon jetzt Gebrauch zu machen, bevor die Verordnung in den Kommunen amtlich sind. Nur wer in Städten fährt, die beim Pilotversuch dabei sind (siehe die erwähnte Website ), kann schon bald mit seinem alten Auto auf der Busspur fahren. Ob später auch Youngtimer dasselbe Privileg erhalten ist unsicher. Einige Länder haben bereits bekundet, die Regelung eventuell sogar nur für über 50-jährige Autos (und Motorräder) einzuführen. Es bleibt also spannend!